Der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren und lässt sich nicht mehr kontrollieren. Sie können essen, was Sie wollen und dennoch verlieren Sie an Gewicht? Zudem sind Sie zunehmend nervös und können nicht mehr richtig schlafen? Lesen Sie hier, ob eine Schilddrüsenüberfunktion der Grund dafür ist.
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) tritt auf, wenn die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone produziert. Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation des Stoffwechsels und beeinflussen viele Körperfunktionen wie Herzschlag, Blutdruck, Energieverbrauch und Körpertemperatur. Eine Überfunktion der Schilddrüse führt zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels und kann einen Gewichtsverlust zur Folge haben.
Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen
- Basedow-Krankheit (Morbus Basedow): Die Basedow-Krankheit ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die Schilddrüse stimulieren und so eine übermäßige Hormonproduktion verursachen.
- Schilddrüsentumore: Gutartige oder bösartige Tumore in der Schilddrüse können zu einer übermäßigen Hormonproduktion führen. Ein Beispiel ist das sogenannte autonome Adenom, bei dem sich ein Knoten in der Schilddrüse bildet und unabhängig von der normalen Regulation Hormone produziert.
- Schilddrüsenentzündungen: Entzündungen der Schilddrüse, wie die Hashimoto-Thyreoiditis oder die subakute Schilddrüsenentzündung (De-Quervain-Thyreoiditis), können vorübergehend zu einer Freisetzung von Schilddrüsenhormonen führen.
- Überdosierung von Schilddrüsenhormonen: In einigen Fällen kann eine übermäßige Einnahme von Schilddrüsenhormonen zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen.
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
- Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit: Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion können an Gewicht verlieren, obwohl sie normal oder sogar mehr als üblich essen.
- Herzrasen oder erhöhter Puls: Eine überaktive Schilddrüse kann den Herzschlag beschleunigen und zu einem erhöhten Puls führen. Dies kann zu Herzklopfen, Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag führen. Nervosität, Reizbarkeit und Schlafstörungen: Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion können sich häufig nervös, gereizt oder ängstlich fühlen. Schlafstörungen wie Einschlafprobleme oder nächtliches Erwachen können ebenfalls auftreten.
- Schwitzen und Hitzeintoleranz: Übermäßiges Schwitzen, insbesondere in der Nacht, sowie eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber warmen Temperaturen sind mögliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion.
- Zittern oder Muskelzuckungen: Unkontrollierbares Zittern der Hände oder andere Muskelzuckungen können auftreten. Dies wird häufig als feines Zittern oder Zittern der Finger wahrgenommen.
- Müdigkeit und Erschöpfung: Obwohl eine Schilddrüsenüberfunktion typischerweise mit erhöhtem Energielevel verbunden ist, können einige Menschen auch von einer paradoxen Erschöpfung oder Müdigkeit berichten.
- Verdauungsprobleme: Eine gesteigerte Stoffwechselrate kann zu Verdauungsproblemen wie Durchfall, häufigem Stuhlgang oder einem empfindlichen Verdauungssystem führen.
- Menstruationsstörungen: Bei Frauen mit Schilddrüsenüberfunktion können unregelmäßige oder ausbleibende Menstruationszyklen auftreten.
Schilddrüsenüberfunktion: Diagnose
Um Gewissheit zu erlangen, ob es sich um eine Hyperthyreose handelt, können verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt werden. Zu den gängigsten Methoden zur Diagnose gehören:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Krankengeschichte erheben und nach möglichen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion fragen. Eine körperliche Untersuchung kann ebenfalls Hinweise liefern, da bestimmte Symptome wie eine vergrößerte Schilddrüse (Struma) oder Herzrhythmusstörungen auftreten können.
- Bluttests: Ein Bluttest ist eine wichtige Methode, um die Schilddrüsenfunktion zu überprüfen. Es werden die Spiegel der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) gemessen. Bei einer Überfunktion sind diese Werte in der Regel erhöht. Zusätzlich wird oft der TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) getestet, das von der Hypophyse produziert wird und die Schilddrüse reguliert. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist der TSH-Spiegel in der Regel erniedrigt.
- Schilddrüsensonographie: Eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse kann Informationen über die Größe, Form und Struktur der Schilddrüse liefern. Bei einer Überfunktion kann die Schilddrüse vergrößert sein.
- Szintigraphie: Bei der Szintigraphie wird ein schwach radioaktives Substanz (meist Technetium-99m oder Jod-123) injiziert, das von der Schilddrüse aufgenommen wird. Anhand der Verteilung des radioaktiven Materials kann die Funktion der Schilddrüse beurteilt werden. Bei einer Überfunktion können bestimmte Bereiche der Schilddrüse überaktiv sein.
- Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen können zusätzliche Tests wie eine Schilddrüsenbiopsie oder eine Szintigrafie mit Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) erforderlich sein, um die genaue Ursache der Überfunktion zu ermitteln.
Es ist wichtig zu beachten, dass die genaue Diagnosestellung und die Wahl der diagnostischen Verfahren von Fall zu Fall variieren können. Ein Endokrinologe oder ein Spezialist für Schilddrüsenerkrankungen ist am besten qualifiziert, um eine Schilddrüsenüberfunktion zu diagnostizieren und geeignete Untersuchungen durchzuführen.
Diagnose per Selbsttest
Es gibt einige Selbsttests auf dem Markt, die auf bestimmte Werte im Blut reagieren.
Allerdings müssen Sie Ihre entnommene Blutprobe dazu in ein Labor einschicken und können nicht, wie bei einem Selbsttest zur Bestimmung einer Unterfunktion, das Ergebnis direkt zuhause innerhalb weniger Minuten ablesen. Selbsttests zeigen keine finale Diagnose auf und sollten bei einem positiven Ergebnis immer mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.
Schilddrüsenüberfunktion – Behandlung
Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hängt von der zugrunde liegenden Ursache, der Schwere der Symptome und dem individuellen Gesundheitszustand ab. Zu den häufigsten Behandlungsverfahren zählen:
- Medikamentöse Therapie: In vielen Fällen wird eine medikamentöse Behandlung als erste Maßnahme eingesetzt. Das am häufigsten verwendete Medikament zur Behandlung der Hyperthyreose ist Thyreostatika wie Methimazol oder Propylthiouracil. Diese Medikamente hemmen die Produktion von Schilddrüsenhormonen und können dazu beitragen, die Überfunktion zu kontrollieren.
- Radiojodtherapie: Bei der Radiojodtherapie wird eine radioaktive Form von Jod eingenommen, welches von der Schilddrüse aufgenommen wird. Die radioaktive Strahlung zielt darauf ab, überschüssiges Schilddrüsengewebe abzutöten und die Schilddrüsenfunktion zu normalisieren. Diese Therapie wird häufig bei anhaltender Überfunktion oder bei unzureichender Reaktion auf Medikamente angewendet.
- Schilddrüsenoperation (Thyreodiektomie): In einigen Fällen kann eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse erforderlich sein, insbesondere wenn die Hyperthyreose durch einen gutartigen Schilddrüsentumor (Plummer-Adenom) verursacht wird oder wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind oder kontraindiziert sind.
- Betablocker: Betablocker werden manchmal zur Linderung der Symptome einer Überfunktion eingesetzt, insbesondere bei Herzrasen, erhöhtem Blutdruck und anderen kardiovaskulären Symptomen. Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Stresshormonen wie Adrenalin und können die Herzfrequenz und den Blutdruck senken.
Die Wahl der Behandlungsmethode sollte in Absprache mit einem Endokrinologen oder einem Facharzt für Schilddrüsenerkrankungen erfolgen. Der Arzt wird den individuellen Fall bewerten und die beste Vorgehensweise empfehlen, um die Überfunktion zu behandeln und mögliche langfristige Auswirkungen auf die Schilddrüse und den Gesundheitszustand des Patienten zu berücksichtigen.
Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen – Geht das?
Es gibt keine spezifische Methode, eine Schilddrüsenüberfunktion vorzubeugen, da die Erkrankung in den meisten Fällen durch andere zugrunde liegende Erkrankungen oder Störungen der Schilddrüse verursacht wird, auf die möglicherweise kein direkter Einfluss genommen werden kann. Es gibt jedoch einige allgemeine Maßnahmen, die zur Förderung einer gesunden Schilddrüsenfunktion beitragen können:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Aufnahme von Jod, Selen und anderen wichtigen Nährstoffen kann dazu beitragen, die Schilddrüse gesund zu erhalten. Lebensmittel wie Meeresfrüchte, Milchprodukte, Nüsse, Samen und jodiertes Salz können eine gute Quelle für diese Nährstoffe sein.
- Vermeidung von Rauchen und Alkoholkonsum: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum können die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen und das Risiko von Schilddrüsenerkrankungen erhöhen.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann die Hormonproduktion der Schilddrüse beeinflussen. Das Erlernen von Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen kann helfen, die Stressbelastung zu reduzieren und die Schilddrüse zu unterstützen.
- Regelmäßige Untersuchungen: Regelmäßige Untersuchungen beim Arzt können dazu beitragen, Veränderungen der Schilddrüsenfunktion frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls eine rechtzeitige Behandlung einzuleiten.
Die oben genannten Maßnahmen können die Wahrscheinlichkeit einer Schilddrüsenüberfunktion nicht vollständig ausschließen, da es viele Faktoren gibt, die zur Entwicklung einer solchen Erkrankung beitragen können. Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung oder Symptomen einer Überfunktion ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und eine angemessene Behandlung zu erhalten.
Häufige Fragen
Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können ungewollter Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit, Nervosität, Reizbarkeit, Herzrasen, erhöhte Körpertemperatur, vermehrtes Schwitzen, zitternde Hände, Schlafstörungen, Müdigkeit, Muskelschwäche, Durchfall oder häufiger Stuhlgang, Menstruationsstörungen bei Frauen, vergrößerte oder hervortretende Augäpfel (Exophthalmus) sein.
Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion zielt darauf ab, den Hormonspiegel zu normalisieren und die Symptome zu lindern. Dies kann auf verschiedene Weisen erreicht werden. Die Wahl der Therapie hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Überfunktion ab. Mögliche Behandlungsoptionen umfassen die Einnahme von Medikamenten, die die Hormonproduktion der Schilddrüse regulieren, die Radiojodtherapie, bei der radioaktives Jod zur Zerstörung von Schilddrüsengewebe verwendet wird, und in seltenen Fällen eine operative Entfernung eines Teils oder der gesamten Schilddrüse.
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann in vielen Fällen erfolgreich behandelt und kontrolliert werden. Die Wahl der Therapie und die Prognose hängen von Faktoren wie der Ursache der Überfunktion, dem Alter und der allgemeinen Gesundheit des Patienten. Mit einer adäquaten Behandlung kann der Hormonspiegel normalisiert und die Symptome gelindert werden. In einigen Fällen kann jedoch eine langfristige Behandlung oder eine regelmäßige Überwachung der Schilddrüsenfunktion erforderlich sein.
Eine unbehandelte oder nicht ausreichend kontrollierte Schilddrüsenüberfunktion kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Dazu gehören Herzrhythmusstörungen, Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Osteoporose (Knochenschwund), Schilddrüsensturm (eine lebensbedrohliche Verschlimmerung der Überfunktionssymptome), Augenerkrankungen wie Schilddrüsenauge, Gewichtsverlust und eine beeinträchtigte Lebensqualität aufgrund der Symptome. Daher ist es wichtig, eine Schilddrüsenüberfunktion rechtzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sollten Sie jodreiche Lebensmittel, stimulierende Substanzen wie Koffein, Alkohol und Nikotin sowie übermäßige körperliche Anstrengung meiden. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind wichtig.
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